Polnische Ostseeküste: Ruine Trzęsacz

Wolin, Rewal, Leba: Reise-Tipps für die polnische Ostseeküste

Urlaub in Polen? Wie oft ernte ich fragende Blicke, wenn ich erzähle, dass ich schon zweimal an die polnische Ostseeküste gereist bin. Anscheinend ist unser östliches Nachbarland als Urlaubsregion noch ein weißer Fleck auf den Landkarten vieler. Dabei lohnt es sich, Polens Norden zu besuchen.

Mit 524 Küstenkilometern von Swinemünde im Westen bis zum Frischen Haff im Osten bietet die polnische Ostseeküste alles was das Herz begehrt. Endlos weite Strände, Steilküste, dichte Wälder, tolle Badeorte und eine der höchsten Sanddünen Europas. Für die Orte an Polens Küste an denen ich war, gebe ich euch hier ein paar Tipps. Nachmachen erwünscht.

Die Anreise

Polnische Ostseeküste: Dorfstraße
Typische Dorfstraße an Polens Ostseeküste.

Hin kommt man am besten mit dem Auto. Die meisten werden wohl über die A11 Berlin – Szczecin anreisen und von dort weiter über die S3 bzw. S6 Richtung Ostsee. Bei der Anreise sollte man genug Zeit einplanen. Die Straßen entlang der Ostsee sind im Sommer – und da speziell an den typischen An- und Abreisetagen – stark frequentiert. Es gilt viele Dörfer zu durchfahren, Umgehungsstraßen gibt es quasi nicht. So manche kleine Nebenstraße ist hübsch holprig.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich gleich noch mit einem alten Vorurteil aufräumen. Ich habe nie Angst gehabt, dass man mir das Auto klauen könnte. Überhaupt habe ich mich in Polen immer sicher gefühlt – in jeglicher Hinsicht.

Die polnische Ostseeküste ist beliebt

Generell gilt: Die polnische Ostseeküste ist bei den Polen selbst eines ihrer beliebtesten Urlaubsziele. In den Sommermonaten sind die Ferienorte daher voll und teils auch überlaufen. Gleiches gilt für die Strände, die sich direkt an die Orte anschließen. Dort liegen die Gäste häufig wie die Sardinen nebeneinander. Wer es ruhiger mag, sollte sich eine Unterkunft etwas außerhalb und einen Strandabschnitt abseits der Hauptzugänge suchen.

Polnische Ostseeküste: voller Strand
In den Ferienorten sind die Strände im Hochsommer rappelvoll.

Die touristische Infrastruktur ist aber super ausgebaut. Es gibt viele Restaurants – vom Bistro bis zum gehobenen Ambiente ist alles dabei. Dazu kommen Imbissstände, die polnische Spezialitäten wie Zapiekanki (überbackene Baguettes) oder frittierte Kartoffelspiralen anbieten. Fisch darf an der Ostsee natürlich auch nicht fehlen und an fast jeder Ecke steht ein Eisverkäufer.

An den Strandabschnitten entlang der Ferienorte laufen mobile Verkäufer mit Snacks, Eis, Getränken und sogar Popcorn auf und ab. Häufig gibt es Zelte mit Strandbars, die von Kaffee über Bier bis zum Cocktail alles servieren, was das Herz begehrt.

In den größeren Orten gibt es Supermärkte. Dazu kommen überall Kioske, die alles nötige im Sortiment führen und auch abends und am Sonntag geöffnet haben. Hat man sein Handtuch oder das Strandspielzeug für die Kids zu Hause vergessen – kein Problem. Gibt es alles in Hülle und Fülle vor Ort.

Polnische Ostseeküste von West nach Ost: Wolin

Fangen wir im Westen an. Kurz hinter Swinemünde auf der Insel Usedom liegt die Insel Wolin. Deutlich ruhiger als die westliche Schwesterinsel findet man hier neben tollen Stränden den Nationalpark mit seinem Buchenwald und ein sehr beschauliches Hinterland.

Sehenswert:

Wolin
Blick von der Slawen- und Wikingersiedlung auf die Nikolaikirche der Stadt Wolin.

Das Archäologische Freilichtmuseum Wolin auf einer kleinen Insel im Fluss Dzwina. Der Nachbau einer frühmittelalterlichen Slawen- und Wikingersiedlung besteht aus 27 Hütten, einem Wall mit Palisaden sowie einem Hafen mit Kai. Mitarbeiter in historischen Trachten führen historisches Handwerksarbeiten vor. Höhepunkt des Jahres ist das Wikinger Festival, das am ersten Augustwochenende stattfindet.

Der Wolinski Nationalpark. Unter schattenspendenden Baumriesen lässt es sich wunderbar wandern. Und wer Europas letzte Wildrinder sehen will, kann dies im Wisentgehege tun.

In Misdroy, dem Urlauberzentrum der Insel, liegt am östlichen Strandabschnitt der Fischereihafen. Die Kutter werden auf den Strand gezogen, wenn sie von Fahrt kommen und der Fang des Tages wird gleich in den benachbarten Fischräuchereien und Fischrestaurants frisch zubereitet wird. Lecker und preiswert!

Strände:

Von der Mündung der Swine im Westen bis zur Mündung der Dzwina im Osten zieht sich fast 40 Kilometer lang ein breites, weißes Band. Lediglich am östlichen Ortsausgang von Misdroy wird der Strand auf ein paar Kilometern etwas schmaler, weil er sich zu Fuße der bis zu 90 Meter hohen Steilküste entlang schlängelt.

Rewal

Beim Ferienort Dzwinow verlässt man Wolin über eine Brück und erreicht das polnische Festland. Nur wenige Kilometer weiter liegt rund um den Ort Rewal eines der großen Urlauberzentren der polnischen Ostseeküste. Wie an einer Perlenkette reihen sich Pobierowo, Pustkowo, Trzesacz, Rewal, Niecorze und Pogorzelica aneinander.

Sehenswert:

Polnische Ostseeküste: Blick von Leuchtturm Niechorze
Blick von Leuchtturm Niechorze

Die Ruine von Trzesacz: Von der Kirche aus dem 15. Jahrhundert steht nur noch eine Mauer. Einst lag das Gotteshaus zwei Kilometer von der Küste entfernt, doch die kam im Laufe der Jahre immer näher. 1901 stürzte die Nordwand ein. Es folgten weitere Teile. Seit 2004 verhindern massive Schutzmaßnahmen ein weiteres Abbrechen.

Park Wieloryba in Rewal: Kleiner Freizeitpark mit lebensechten Modellen von Meerestieren aller Art. Für Kinder ein Erlebnis! Wer auf Schmetterlinge steht, und zwar auf lebendige, ist im Motylarnia in Niechorze gut aufgehoben. Dort flattern bunte Falter aller Arten durch einen kuppelförmigen Bau.

Leuchtturm Niechorze: Vom 45 Meter hohen Leuchtturm hat man einen schönen Blick über die polnische Ostseeküste zwischen Pogorzelica und Rewal.

Strände:

Die Strände zwischen den oben genannten Orten lassen keine Wünsche übrig. Feinster, weißer Ostseesand. Allerdings sehr voll, da die Orte und damit ihre Strände quasi ineinander übergehen.

Leba

Weiter im Osten liegt Leba mit seiner bekannten Wanderdüne und dem Nationalpark. Der 3000-Einwohner große Ort bietet alles was der Touri braucht, ist aber im Sommer rappelvoll. Im Hafen liegt der Nachbau eines alten Piratenschiffes, mit dem man auf die Ostsee hinaus fahren kann.

Sehenswert:

Polnische Ostseeküste: Düne bei Leba
Die große Düne bei Leba frisst sich in die Landschaft.

Auf einer Fläche von 500 Hektar türmt sich weißer Sand zwischen dem Lebasee und der Ostsee bis zu 40 Meter hoch. Die Lontzkedüne ist 1300 Meter lang und bewegt sich circa zwölf Meter pro Jahr nach Osten. Sie ist Teil des Slowinzischen Nationalparks und wird auch „Polnische Sahara“ genannt. Nur freigegebene Flächen darf man betreten. Unbedingt Badesachen mitnehmen. Der Strand zu Füßen der Düne ist breit, man hat endlos viel Platz und kann sich in den Fluten der Ostsee erfrischen.

Ein beliebtes Ausflugszeil in der Nähe von Leba ist der Sarbsker See. Früher mal Teil der Ostsee, wurde er von einer Sanddüne vom offenen Meer abgetrennt. Das flache Gewässer ist bei Surfern beliebt. Es gibt Gastronomie und einen Campingplatz.

Strände:

Nebem dem Strand zu Füßen der großen Düne, empfehle ich die Strände östlich von Leba. Denn der Stadtstrand ist total überlaufen. Je weiter man sich aber von dort weggbewegt, desto einsamer werden die Strände selbst in der Hochsaison. Zwar muss man dort meistens noch ein paar Minuten durch den Küstenwald laufen – aber es lohnt sich. Zum Beispiel beim Leuchtturm „Stilo“ oder beim Dörfchen Bialogora. Hier zeigt sich die polnische Ostseeküste von ihre besten Seite.

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Autor: Lars Schmidt

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