
Teneriffa: Erst auf dem Meer, dann über den Wolken
Am Vormittag Delfine beobachten und am Nachmittag einen Vulkan erklimmen: Auf Teneriffa ist das möglich. Nord bei Nordost hat sich auf der größten Kanaren-Insel ins Abenteuer gestürzt und dabei innerhalb einer Stunde 3500 Höhenmeter überwunden.

Schwarzer Sand vulkanischen Ursprungs am Playa del Socorro im Norden der Insel.
Zu sehen und zu erkunden gibt es auf Teneriffa jede Menge. Strände aus schwarzem und gelbem Sand, steile Klippen, wüstenähnliche Landschaften im Süden, eine üppige Vegetation im Norden. Und über allem thront der Vulkan Teide, mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens. Oft ist er in Wolken gehüllt. Doch wenn er sich zeigt, prägt sein Gipfel stolz die Insel.
Eine weitere Attraktion der Insel sind die Wale und Delfine, die zwischen Teneriffa und La Gomera anzutreffen sind. Mehrere Arten kann man dort je nach Jahreszeit mit etwas Glück sehen. Vom mächtigen Pottwal bis zum kleinen Zügeldelfin. Wie viele genau, darüber sind sich die Experten uneinig. Zwischen 16 und 30 pendeln die Zahlen. Am häufigsten trifft man in den Gewässern Grindwale an, von denen ungefähr 400 Exemplare ständig dort leben.
Blick vom Meer auf Teneriffa

Ein Zügeldelfin kommt mir vor die Linse.
Warum also nicht beide Attraktionen der Insel miteinander verbinden, denke ich mir und klettere um 11 Uhr auf eines der vielen Whale-Watching-Boote, die im Hafen von Los Gigantes vor Anker liegen. Drei Stunden soll die Tour dauern. Die „Nashira Uno“ kämpft sich vollbesetzt durch die Dünung Richtung offenes Meer und schaukelt dabei beachtlich. Vom Schiff hat man einen fantastischen Blick auf die Insel. Der Ort Los Gigantes schmiegt sich an die Hänge des Teno-Gebirges mit seinen bis zu 450 Meter hohen Steilklippen Acantilados de los Gigantes. Dahinter, umgeben von einem Wolkenkringel, der Teide.
Nach einer Weile kommt vom Kapitän der Hinweis, dass er Grindwale gesichtet hat. Ich meine, ganz weit draußen ein paar schwarze Rückenflossen zu erkennen. Wenn es wirklich die Wale waren, tauchen sie danach ab und lassen sich nicht mehr blicken. Dafür tummeln sich plötzlich Delfin um das Boot herum. Sie begleiten das Schiff, springen aus dem Wasser. Die Touristen knipsen und sind happy. Es sind Zügeldelfine, wie wir von der Boostfrau erfahren. Die kleinste Delfinart, die in den Gewässern der Kanaren vorkommt. Dann drehen wir ab und nehmen kurs auf die Steilküste. Nach einem Imbiss an Bord und einem Badestopp geht es zurück in den Hafen.
Blick auf eine Mondlandschaft

Der Vulkan Teide prägt das Bild Teneriffas.
Ich trinke einen Café in einer der Bars am Hafen und fahre dann mit dem Auto die Serpentinen der TF47 hinauf nach Tamaimo und dann weiter auf der TF38 Richtung Vulkan. Gut 50 Kilometer liegen vor mir. Obwohl von Tamaimo bis zur höchsten Stelle der Straße zum Teide knapp 2000 Höhenmeter zu überwinden sind, verläuft die Route hier weitgehend gerade und ohne steile Haarnadelkurven. Unterwegs durchquert man fast alles Vegetationszonen der Erde. Auf einem Parkplatz in 1500 Metern Höhe halte ich kurz an. Ich habe gerade die Wolkendecke durchbrochen und stehe nun inmitten eines lichten Nadelwaldes unter dem strahlend blauen Firmament des Himmels. Das Grün der Bäume, das Blau des Himmels und das Ocker des Gesteins leuchten. Es ist totenstill. Fantastisch.
Wenige Kilometer weiter endet die Vegetation. Die Straße verläuft durch erkaltete Lava. So stellt man sich eine Mondlandschaft vor. Kurz vor der Talstation der Teide-Seilbahn stoppe ich an den Roques de García, einem Ensemble vielfarbiger Felsnadeln. Auf 2356 Metern endet dann die Fahrt für mich. Die Straße verläuft natürlich weiter. Von hier befördert Spaniens höchste Seilbahn die Besucher bis auf 3555 Meter und damit bis knapp unter den Gipfel. Von dort führen Wanderwege bis ganz nach oben, für die man allerdings eine Genehmigung benötigt. Da ich als gebürtiger Flachländer ohnehin keine Bergziege bin, gebe ich mich mit dem Endpunkt der Seilbahn zufrieden. Der Blick von hier oben auf die karge Bergwelt hat schon was. Einen Blick auf den Ozean und die Nachbarinseln verhindert leider die niedriger liegende Wolkendecke.
Aber immerhin – von Meeresspiegelhöhe auf über 3500 Meter an den Rand eines Vulkans – das habe ich auch noch nie hingekriegt. Beseelt von dem Erlebnis und den Kopf voller Eindrücke fahre ich den Teide wieder hinab.
Infos zum Whale-Watching auf Teneriffa:
In Los Gigantes gibt es mehrere Anbieter, die verschiedenen Touren anbieten. Kurze, bei denen es für zwei Stunden nur raus zu Walen und Delfinen geht. Und längere, bis drei Stunden, bei denen auch noch ein Badestopp z.B. am Playa Masca eingelegt wird und ein Imbiss inklusive Getränken an Bord dabei ist. Es gibt auch Tagestouren sowie Beobachtungsausflüge von Los Christianos aus. Die dauern aber länger, weil die Fahrt zu den Wal-Spots länger ist. Ich war mit Maritima Acantilados unterwegs. Am besten vor Ort in Los Gigantes informieren. Alle Anbieter haben ihre Büros an der Straße zum Hafen.
Infos zum Teide:
Der Vulkan und das Gebiet um ihn herum sind auf einer Fläche von fast 20.000 Hektar Naturschutzgebiet und UNESCO-Weltnaturerbe. Rund drei Millionen Touristen besuchen den Teide pro Jahr. Entsprechend voll kann es bei gutem Wetter rund um die Seilbahnstation werden. Vor einem Besuch unbedingt den Wetterbericht checken. Bei starkem Wind fährt die Bahn nicht. Dass auf 3500 Metern andere Temperaturen herrschen als auf Meereshöhe, setze ich als Wissen mal voraus. Der letzte Ausbruch liegt etwas mehr als 100 Jahre zurück. Er fand an einem Schlackenkegel zehn Kilometer nordwestlich des Gipfels statt. Zu Schaden kam dabei niemand.
Weitere Infos zum Teide auf der deutschen Webseite.
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