Ritual Howls "Rendered Amor"

Ritual Howls „Rendered Armor“: Ein Sound, wie für Lynch und Tarantino gemacht

Stellt euch vor, David Lynch und Quentin Tarantino würden gemeinsam einen Film drehen und zusammen mit Ennio Morricone den Soundtrack für ihr Werk produzieren. Das Ergebnis könnte klingen wie die Musik von Ritual Howls. Aufregend, spannend, geheimnisvoll.

Die Band aus Detroit hat mit „Rendered Armor“ ihr viertes Album veröffentlicht. Und darauf zelebriert das Trio wie schon auf den Vorgängern einen psychedelischen und post-apokalyptischen Score. Ihre albtraumhaften Songs fußen auf einem Klanggerüst aus New-Wave-, Postpunk- und EBM-Einflüssen. Dazu ertönt eine Twang-Gitarre, die direkt aus dem „Twin Peaks“-Soundtrack entsprungen sein könnte und genauso gut zu „Pulp Fiction“ oder in einen dreckigen Western passen würde. Der Drumcomputer scheppert Endzeitstimmung herbei. Ein Bass schnarrt bedrohlich. Und die sonore Baritonstimme von Sänger und Gitarrist Paul Bancell rundet das düstere Gesamtpaket ab.

Ritual Howls: atmosphärisch und treibend

Dabei klingen Ritual Howls auf „Rendered Armor“ anno 2019 für meinen Geschmack weit weniger dunkel und bedrohlich. Auf den beiden Alben „Turkish Leather“ (2014) und „Into The Water“ (2016) ging es da noch eine Spur heftiger zur Sache. Was aber die Qualität der aktuellen Titel nicht schmälert. Der Sound der Band ist absolut eigenständig, zeitlos und sucht in der aktuellen Musikszene seinesgleichen. Vielleicht ist ja der cineastische Stil der Grund. Vielleicht die dichte Atmosphäre der Tracks. Auf jeden Fall liegt es aber daran, dass die Amerikaner bei all dem nicht vergessen, treibende und melodiöse Rocksongs zu erschaffen.

Letztlich ist es aber das musikalische Gesamtkunstwerk, dass diese Band zum Erlebnis macht. Damit passen Ritual Howls sowohl in jeden dunklen Tanztempel, als auch in die schummrige Chill-Out-Lounge. Je nachdem, wie man Endzeitstimmung akustisch erleben möchte. Und auch wenn Lynch und Tarantino wohl nie gemeinsame Sache machen werden: Der Ritual-Howls-Sound stünde ihren Filmen gut zu Gehör.

Ritual Howls: The Offering

Band-Webseite

Autor: Lars Schmidt

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