
Ostsee Rundreise mit dem Camper: Let the water be your guide
Stralsund, Kopenhagen, Stockholm, die Aland-Inseln, Turku, der finnische Schärengarten, Helsinki und Travemünde – das sind die Stationen meiner Ostsee Rundreise. Drei Wochen werde ich mit meinem Camper und auf mehreren Fähren unterwegs sein und dabei knapp 4000 Kilometer zurücklegen. Ich treffe interessante Menschen, sehe tolle Städte und Landschaften und mache eine ganz besondere Entdeckung.
Alle praktischen Infos zur Ostsee Rundreise von Nord bei Nordost – Campingplätze, Fähren, Restaurant-Tipps – gibt es am Ende des Artikels.
Kurze Stippvisite in Kopenhagen

Es ist bereits mein zweiter Besuch in Dänemarks Hauptstadt. Deshalb nur ein kurzer Abstecher. Ich parke den Camper in einem Wohngebiet im Stadtteil Amager. Dort wohnt Jana, eine Bekannte, mit der ich mich für den Abend verabredet habe. Ich radele zur Metrostation Lergravsparken, fahre in die City zum Kongens Nytorv und starte zu einem kleinen Stadtrundgang.
Der ursprüngliche Plan, am Abend am Stadtstrand von Amager mit Blick auf die Öresundbrücke und Malmö zu grillen, fällt leider buchstäblich ins Wasser. „Willkommen im dänischen Sommer“, begrüßt mich Jana, die vor drei Jahren von Dresden nach Kopenhagen ausgewandert ist. Statt an den Strand geht’s in eine Kneipe mit dem schönen Namen „Von Fressen“. Es gibt deutsches Bier und dänische Burger sowie sehr interessante Gespräche mit dänischsprechenden Deutschen und deutschsprechenden Dänen.
Stockholm: „Let the water be your guide“
Über die Öresundbrücke geht meine Ostsee Rundreise weiter von Dänemark nach Schweden. Ich lege eine Übernachtung in Jönköping ein. Die Stadt am südlichen Ufer des Vättern Sees dient lediglich als Zwischenstopp auf meiner Ostsee Rundreise, weil ich die 650 Kilometer von Kopenhagen nach Stockholm nicht an einem Tag fahren möchte und die Stadt ziemlich genau auf halber Strecke liegt. Aus diesem Grund verlasse ich auch die Route entlang der Ostseeküste. Der Weg durch Schwedens Landesinnere ist der kürzeste zwischen den beiden skandinavischen Hauptstädten. Ansonsten lautet die Devise: „Let the water be your guide“, wie es ein Stockholmer Polizist, den ich in der schwedischen Hauptstadt nach dem Weg fragte, so passend formulierte.
In Stockholm checke ich tags drauf im „City Camp“ ein. Anders als der Name es suggeriert, liegt es gutes Stück außerhalb. Mit dem Fahrrad fahre ich von dort gut 15 Minuten bis zur U-Bahn-Station Bargamossen. 20 Minuten braucht die U-Bahn, die in Stockholm Tunnelbana heißt, bis ins Zentrum. Passt.
Eine Insel mit Geschichte

Ich unternehme einen gemütlichen Abendspaziergang durch die Gassen von Gamla Stan, dem historischen Zentrum Stockholms. Fast alle Straßen sind hier reine Fußgängerzonen. Für Autos sind sie auch viel zu eng. In der überlaufenen Västerlanggatan locken etliche Souvenirshops mit Touri-Kitsch. Ruhiger geht es in der Österlanggatan und den vielen winzigen Gassen zwischen diesen beiden Straßen zu. Dort entdeckt man dann so lauschige Plätze wie den Brända Tomten (Ecke Kindstugatan und Själagardsgatan) mit seinen Bänken unter einer schattenspendenden Kastanie. Die Hot-Spots Gamla Stans sind aber ganz klar die Große und die Deutsche Kirche, der alte Marktplatz Stortorget, der Reichstag und das Königliche Stadtschloss.
Ein bisschen erinnert mich Gamla Stan von der Architektur und seiner Anlage her an meine Heimatstadt Stralsund. Und das nicht ohne Grund.
Angeberwissen: Stockholm war nach seiner Gründung im Jahr 1251 ein begehrtes Auswandererziel für Deutsche. Weswegen viele deutsche Handwerker und Kaufleute am Aufbau der Stadt beteiligt waren. Uwe Ziegler schreibt in seinem Buch „Die Hanse“, dass „die Schärenstadt in ihrem Grundriss so sehr dem kurz zuvor gegründeten Stralsund ähnelt, dass manche Forscher überzeugt sind, deutsche Kaufleute hätten bei der Idee und ihrer Gestaltung Pate gestanden.“
Die „Vasa“ – Untergang und Wiederauferstehung

Am zweiten Tag meines Stockholmaufenthalts steht das Vasa-Museum ganz oben auf meiner Besichtigungsliste. Und wahrlich – das riesige, hölzerne Schiff aus dem 17. Jahrhundert überwältigt mich total. 69 Meter lang, 12 Meter breit, vom Kiel bis zur Mastspitze 52 Meter hoch liegt der Koloss zum Greifen nah. Gerade mal 20 Minuten segelte das imposante Kriegsschiff im August 1628, als es auf seiner Jungfernfahrt im Hafen von Stockholm sank. Die Gründe dafür lagen in Fehlern bei der Konstruktion und Inbetriebnahme. 1956 wurde das in Vergessenheit geratene Wrack gefunden. 1961 wurde es geborgen. Nach 17-jähriger Konservierung und dem Bau eines eigenen Museumsgebäudes kann man das Schiff seit 1990 auf der Insel Djurgarden bewundern.
Auf fünf Etagen kann man sich der „Vasa“ nähern und vom Kiel bis zu den Mastspitzen bestaunen. 98 Prozent des Schiffes bestehen aus Originalteilen. Die Ausstellung erzählt sehr anschaulich vom Bau des Schiffes und vom Leben an Bord. Der Besucher erfährt, wie man den Koloss gesegelt und die Schlacht geführt hätte. Und nicht zuletzt, wie das tonnenschwere Wrack geborgen und restauriert wurde.
Als ich das Museum verlasse, staune ich wie viel Zeit vergangen ist. Drei Stunden habe ich dort zugebracht. Immer am Wasser und am noblen Strandvägen entlang laufe ich zurück nach Gamla Stan. Let the water be your guide. In einer auf Inseln erbauten Stadt ein perfektes Motto. Hungrig und durstig vom Sightseeing lasse ich den Tag in einem der Restaurants in Gamla Stan ausklingen.
Bezahlen, Tanken und vieles mehr – hier gibt es praktische Infos für den Schweden-Urlaub.
Auf nach Aland

Auf zur nächste Etappe meiner Ostsee Rundreise: Einmal mit dem Camper quer durch Stockholm und dann noch gut 70 Kilometer zur Fähre nach Kapellskär. Nach zwei touristisch überlaufenen Großstädten nun also auf die Aland-Inseln. Ich freue mich und bin neugierig, was mich dort erwartet. Als die Fähre ablegt, reißt der Himmel auf und nach Tagen voller Wolken, Wind und Regen schenkt mir die Sonne wieder ihre wärmenden Strahlen. Im Duty-Free-Shop bekomme ich vor dem Schnapsregal Entscheidungshilfe von einem schwedischen Biker: „Du musst unbedingt ‚Walhalla‘ probieren. Und eiskalt trinken!“ Dann setze ich mich mit Kaffee und Bier aufs Sonnendeck und genieße die Fahrt durch den Schärengürtel vor der schwedischen Küste. Meine Ostsee Rundreise wird für gut zwei Stunden zur Ostsee Überquerung.
Auf Aland angekommen, schlage ich mein Camper-Quartier in Gröna Udden am Rande der Inselhauptstadt in Mariehamn auf. Zur Begrüßung schickt Petrus noch einen Schauer, gefolgt von einem Regenbogen. Danach scheint gleißend die Sonnen, dass ich noch um 22 Uhr die Sonnenbrille trage, während ich vor dem Camper sitze und auf die Ostsee schaue.
Liebe auf den ersten Blick

Drei Tage sind für den Aland-Archipel eingeplant. Doch am zweiten Tag schmeiße ich alle Planungen über den Haufen. Es ist hier einfach zu schön, um die Insel gleich wieder zu verlassen. Wer weiß, wann ich wieder herkomme? Ich spüre, wie mir die Ruhe und die Natur nach den lauten und turbulenten Städten guttun. Also verlängere ich um drei weitere Tage. Auf dem Campingplatz mache ich Bekanntschaft mit meinen neuen schwedischen Wohnmobilnachbarn. Das Rentnerpaar lädt mich zu Begrüßung auf einen Jägermeister ein. Ich erzähle von meiner Reise. „Studierst du noch oder arbeitest du schon?“, fragt mich die Frau. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Die Erholung auf Aland scheint zu wirken.
Die gewonnene Zeit nutze ich zum ausgiebigen Erkunden von Alands Hauptinsel und der Stadt Mariehamn. Auch hier gilt: Let the water be your guide. Die Inselregion mit ihren über 6000 Eilanden gehört zu Finnland, ist aber autonom mit eigenem Parlament. Amtssprache ist Schwedisch. Im Seglerhafen laufe ich der Reporterin Linnea vor die Kamera. Sie hält mich erst für einen Teilnehmer des Segelwettbewerbs und interviewt mich dann trotzdem, weil sie wissen möchte, wie es mir hier gefällt. Ich kann natürlich nur schwärmen. Aland mit seinen malerischen Küsten, seiner Gelassenheit sowie seinen freundlichen Menschen und ich – das war Liebe auf den ersten Blick. Zwei Tage später stehe ich in der lokalen Presse.
Ein ausführlicher Bericht über meine Zeit auf Aland findet sich hier auf Nord bei Nordost.
Die Ostsee Rundreise geht jetzt ins „richtige“ Finnland
Am frühen Sonntagnachmittag nehme ich Abschied von Aland. Am Fährterminal in Mariehamn schaue ich zu, wie drei große Pötte in den schmalen Ostseefjord einfahren und im Hafen rangieren. Fährballett nennt man das hier. Die Aland-Inseln sind über verschiedene Fährverbindungen mit Schweden, Finnland und Estland verbunden. Beim Verladen bin ich der Letzte und muss rückwärts in den Bauch des großen Schiffes rangieren.
Eine Seefahrt, die ist lustig…

Die Fähre kommt schon aus Stockholm und legt auf dem Weg nach Turku auf Aland nur einen Zwischenstopp ein. Zwölf Stunden dauert die gesamte Überfahrt. Für mich sind es nur fünfeinhalb. Die Viking-Line-Fähre ähnelt eher einem Kreuzfahrtschiff. Über den Fahrzeugdecks gibt es mehrere Etagen mit Kabinen, Geschäften und Automaten-Spielhallen. Es gibt einen Sauna- und Wellness-Bereich, Kinderanimation sowie mehrere Restaurants, Bistros und Bars. Der Dampfer ist rappelvoll und viele der Passagiere sind es auch. Sonnabend und Sonntag sind diese Fahrten bei Finnen und Schweden als Tages- oder Wochenendtouren sehr beliebt. An Bord wird gegessen, getrunken, getanzt, gefeiert. Es gibt Live-Musik, DJs und Karaoke-Shows. Es ist ein richtiger Partydampfer.
Eine der schönsten Fährrouten
Denn die Schiffspassage ist absolut preiswert. Das erzählt mir Heidi, die ich auf dem Schiff kennenlerne, als sie nach den freien Plätzen an meinem Tisch in der Hardrock Bar fragt. Sie feiert mit ihrer Familie den Hochzeitstag der Eltern an Bord. Am Morgen sind sie in Turku losgefahren. In Mariehamn haben sie die Fähre gewechselt und fahren nun wieder zurück. 28 Euro kostet ein Einzelticket. Bei mehreren Personen gibt es Rabatt. Wenn man will, kann man eine Kabine dazu buchen. Die einfachste und günstigste kostet 18 Euro.
Dazu kommt, dass die Überfahrt von Schweden nach Finnland mit Sicherheit eine der schönsten Fährrouten der Welt ist. Sie führt komplett durch die Schärenwelt der Ostsee. Erst durch Schwedens, dann durch Alands und zuletzt durch Finnlands Schärengürtel. Während unserer Unterhaltung kommt ihr Bruder Kari mit Drinks dazu. Als er hört woher ich komme, schwärmt er mir vom Rausch der Geschwindigkeit auf der deutschen Autobahn vor, den er auf einer Bikertour erlebte. „Kippes“, prosten wir uns auf Finnisch zu. Da sage noch einer, die Finnen wären still und kontaktscheu.
Turku und Uusikaupunki

Finnlands älteste Stadt hat Flair und – wie sich das für eine aus dem 13. Jahrhundert stammende, ehemalige Hauptstadt gehört – ganz viel Historie. Auch wenn davon leider nicht mehr viel zu sehen ist, weil ein verheerendes Feuer 1827 große Teile der alten Holzbauten verschlang. Hier steht Finnlands älteste mittelalterliche Burg namens Turun linna. Und hier steht Finnlands einzige mittelalterliche Kathedrale. Der Dom, mit seinem 85 Meter hohen Turm. Die beiden Sehenswürdigkeiten bilden Anfangs- und Endpunkt einer 3,5 Kilometer langen Flaniermeile entlang des Flusses Aurajoki. An seinem Ufer spielt sich das sommerliche Leben ab. Restaurantschiffe laden zum Verweilen. An jeder Ecke verführt eine Eisbude zum Kauf der kühlen Nascherei. So lasse ich mich mit Einheimischen und anderen Touristen entlang der Uferpromenade treiben. Ostsee Rundreise: Let the water be your guide.
Praktisch: In Finnland gibt es Stadtplanautomaten. Die Kisten sind blau mit der Aufschrift City-Opas und einer dreisprachigen Anleitung (finnisch, schwedisch, englisch). Auf Knopfdruck bekommt man einen kostenlosen Plan der Stadt oder der Region.
Am Nachmittag fahre ich weiter nach Uusikaupunki. Ein Städtchen, das man allein wegen seines Namens schon lieben muss. Es liegt am nördlichen Ende des finnischen Schärengartens und soll Ausgangspunkt für meine morgige Tagestour sein. Es gibt ein historisches Holzhausviertel. Und auch hier reihen sich entlang des Hafens die Restaurants aneinander. Unter einem wie gemalten blauen Himmel mit ein paar weißen Wolkentupfern futtere ich am späten Abend einen Burger und trinke ein kühles Karhu (finnische Biersorte). Wie so oft auf dieser Reise verliere ich dabei komplett das Zeitgefühl. Der langen, hellen Tage sei Dank. Schon wieder 22 Uhr. Und morgen ist Mittsommer.
Fähren, Wasser, Inseln – die Schärenringstraße

Es ist der 21. Juni, Sommeranfang, als ich für meine Verhältnisse zeitig in Uusikaupunki aufbreche. Doch das Wetter zeigt sich heute gar nicht sommerlich. Es hat in der Nacht geregnet. Jetzt ist es stark bewölkt und stürmisch. 13 Grad zeigt das Thermometer an. Ich will die große Schärenringstraße – den Archipelago Trail – abfahren. Eine je nach Ausgangs- und Endpunkt bis zu 250 Kilometer lange Route über 23 Inseln des finnischen Schärengürtels. Acht Fährverbindungen und 15 Brücken liegen auf der Strecke.
Auf einer der Fähren lerne ich Kaisa und Thomas kennen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Sie kommen aus Turku und haben schon halb Europa mit dem Rad bereist. „Man ist sich oftmals gar nicht bewusst, was für wunderschöne Plätze man direkt vor seiner Haustür hat“, sagt Thomas über die Schärenringstraße. Recht hat er. Die Inselwelt vor Finnlands Südwestküste ist ein malerisches Kleinod und für Touristen noch ein Geheimtipp. Angler, Wassersportler und Radfahrer finden hier ihr Paradies.
Der größte Archipel der Welt
Nach gut zwölf stündiger Reise durch den größten Archipel der Welt erreiche ich mein Etappenziel in Parainen. Ich habe mir Zeit gelassen und durch die vielen Fährüberfahrten war es eine entspannte Tour. Let the water be your guide. Höchstgeschwindigkeit 60 km/h. Reine Straßenkilometer waren es nur 142.
Einmal mehr genieße ich die lange Helligkeit in diesen Breiten. Setze mich auf einen Felsen am Wasser, schaue dem Sonnenuntergang zu und lasse den Tag gedanklich noch einmal vorüberziehen. Was habe ich heute nicht alles gesehen: Inseln, Inseln und nochmal Inseln.
Hier geht es zum ausführlichen Bericht von Nord bei Nordost über die Schärenringstraße.
Über die Südspitze in die Hauptstadt

Von Parainen, etwa 30 Kilometer südlich von Turku, geht es weiter Richtung finnischer Hauptstadt. Auf der Reise dorthin entscheide ich mich für einen Abstecher nach Hanko. Das ist Finnlands südlichste Stadt. Leuchtend blühende Lupinen säumen die Straße. Und ständig stehen Blitzer am Straßenrand. Die Dinger waren mir schon auf dem Weg nach Uusikaupunki aufgefallen und werden mich an diesem Tag bis nach Helsinki begleiten. Gefühlt steht alle zehn Kilometer einer.
Der beliebte Ferienort Hanko selbst scheint noch auf den Ansturm der Sommerurlauber zu warten. Es ist nichts los. Schicke Holzvillen verstecken sich in einem lichten Kiefernwäldchen hinter dem menschenleeren Strand. Ich mache ein Picknick. Lasse mir die Sonne auf den Leib scheinen und lausche dem leisen Plätschern der Wellen. Ewig könnte ich so sitzen. Doch dann raffe ich mich auf und lenke den Camper auf der Küstenstraße nach Helsinki. Der Campingplatz Rastilas liegt direkt neben einem Wohngebiet in der „Karavaani Straße“ und seine Einfahrt sieht aus wie ein alter DDR-Grenzposten.
Weiße Nächte in Helsinki

Das praktische an dieser Lage: Direkt vor den Toren des Campingareals fährt die Metro im Fünf-Minuten-Takt Richtung Zentrum. 25 Minuten braucht sie dafür. Und das Zwei-Tage-Ticket kostet nur 13,50 Euro. Dafür kann man 48 Stunden mit Metro, Bus, Straßenbahn und einigen Fähren durch ganz Helsinki fahren!
Einen ersten Stadtrundgang mache ich gleich am Abend meiner Anreise. Die lange Helligkeit und das tolle Licht der weißen Nächte nutzend, bin ich rund um den Südhafen und den Senatsplatz mit dem alles überragenden Dom unterwegs. Und dabei fast allein. Was für ein Glück, wie sich herausstellt.
Trubel rund um den Dom
Der Senatsplatz – Helsinkis Hot-Spot – ist bei meinem zweiten Besuch am Tage von Touristenbussen umstellt und Menschenmassen bewegen sich über den Platz und die Treppen zum Dom hinauf. Auf dem Markplatz am Südhafen leuchten die orangen Pavillons der Händler in der Sonne. Hier gibt es von Obst und Gemüse über Souvenierkitsch bis zu traditionellen finnischen Handwerksprodukten alles. In der historischen Markthalle stärken sich Einheimische und Urlauber bei allerlei Delikatessen. Beim Anblick von Lachs im Kräutermantel, Sandwich mit Rentierschinken oder den vielen süßen Kuchen läuft auch mir das Wasser im Mund zusammen. Natürlich probiere ich das Rentier-Sandwich für fünf Euro. Es schmeckt lecker, doch einen großen Unterschied zu anderen Schinkensorten erkenne ich nicht.
Juhannus – Mittsommer auf Finnisch: Das Mittsommerfest heißt in Finnland Juhannus und wird stets am Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert. Der Freitag vor Juhannus ist arbeitsfrei. Dann verlassen die meisten Finnen ihre Städte und fahren raus aufs Land, wo sie das Fest mit Familie und Freunden begehen. Doch es gibt auch Ausnahmen.
Die Festung der Finnen

An eben jenem Freitag vor Juhannus will ich mir die Insel Suomenlinna vor den Toren Helsinkis anschauen. Auf dem Weg zum Fähranleger komme ich mit drei jungen Frauen ins Gespräch. Sie haben Blumenkränze im Haar und picknicken auf Helsinkis parkähnlicher Prachtstraße Esplanade. „Wir feiern Juhannus in der Stadt“, sagen sie wie aus einem Munde. Früher fuhren sie immer mit den Eltern aufs Land. Dieses Jahr bleiben die drei Freundinnen in Helsinki. Höhepunkt der Feiern in der Hauptstadt sei das große Juhannus-Feuer auf der Insel Seurasaari, zu dem die Drei am Samstag wollen. „Das musst du unbedingt erleben. Komm doch mit“, sagen sie. Doch leider fährt am Juhannustag meine Fähre Richtung Deutschland.
Ein bisschen verärgert, die Juhannusfeiern nicht bei meinen Reiseplanungen berücksichtigt zu haben, fahre ich nach diesem interessanten Treffen mit der Fähre zur „Festung der Finnen“. So heißt der Inselname Suomenlinna übersetzt. Die Anlage gehört zu den weltweit am besten erhaltenen Festungen und erstreckt sich über fünf Inseln in der Ostsee vor Helsinki. Das im 18. und 19. Jahrhundert erst von den Schweden und dann von den Russen erbaute „Gibraltar des Nordens“, wie Suomenlinna auch genannt wird, beherbergt mehrere Museen, hat eine eigene Kirche und ein historisches Trockendock. Auf dem weitläufigen Areal gibt es vieles zu entdecken und zum Glück auch ausreichend Gastronomie für den durstigen oder hungrigen Besucher. Ich jedenfalls bin nach meinem Besuch echt pflastermüde.
Alle skandinavischen Hauptstädte auf einem Blick: Die vier Schönen im Norden.
Quer über die Ostsee nach Hause

Der Tag der Rückreise meiner Ostsee Rundreise. Wehmütig mache ich mich auf den Weg zum Hansaterminal von Helsinki. Ich wäre gerne noch in Finnland, in Skandinavien geblieben. Wie immer, wenn man zurückblickt, ging alles viel zu schnell vorbei. Doch die Fähre nach Travemünde ist gebucht. Um 17 Uhr sticht sie in See. Knapp 30 Stunden wird die Überfahrt dauern.
Viel Zeit, die vielen Eindrücke und Erlebnisse meiner Ostsee Rundreise Revue passieren zu lassen. Nach etwas mühsamen ersten Reisetagen – schlechtes Wetter, viel Fahrerei – geriet alles ins Fließen. Der Weg war das Ziel. Auf Aland fühlte ich mich angekommen, obwohl ich auf Reisen war. Ein Gefühl, das mich bis Helsinki begleitete. Aber da alles ein Ende hat, endet meine Ostseerundfahrt auf einem Fährschiff namens „Finnmaid“. Mit einem Traum, der Erfüllung ging. Jedoch ohne so ein turbulentes Unterhaltungsprogramm wie auf der „Grace“ zwischen Mariehamn und Turku.
Rechne ich meine Reisen nach Dänemark, Gotland, ins Baltikum und an die polnische Ostseeküste dazu – von der deutschen Ostsee mal ganz zu schweigen – habe ich den größten Teil der Ostsee umrundet und sie mehrmals mit dem Schiff durchquert. Immer getreu dem Motto: Let the water be your guide.
Rein ins Fährgnügen: Infos zur Fährverbindungen über die Ostsee.
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Camping:
Die Preise beziehen sich auf eine Übernachtung im Juni inklusive Strom. Ab Mittsommer (21.6.) können diese bis Ende August höher ausfallen. Ich hatte mir die Camping Key Europe Card besorgt. Dadurch erhielt ich auf fast allen Plätzen zwei, drei Euro Rabatt. In Stockholm und Helsinki hatte ich reserviert.
Jönköping: Camping Villa Björkhagen, Friggatan 31 Jönköping. 38 Euro. Außerhalb des Stadtzentrums direkt am Vättern See. Wiese mit ein paar Bäumen und Hecken. Man hört die Autobahn E4. Gut ausgebauter Rad-Fußweg in die City. Mit dem Fahrrad circa 15 Minuten. Einfacher Sanitärtrackt in Containern. Kleines Restaurant und Shop. Ansonsten ziemlich trostlos. Kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Stockholm: City Camp Stockholm (Flatenbadets Camping), Skogsväg 30, 12830 Skarpnäck. 28 Euro. Im Stadtteil Skarpnäck am See Flaten gelegen. Sehr ruhig. Aufgeteilt in einen Campingplatz und einen extra Stellplatz für große Wohnmobile. Rezeption mit Mini-Shop. Waldiges Gelände. Badestelle wenige hundert Meter entfernt. Von dort fährt ein Bus (Linie 816, einmal umsteigen) Richtung Zentrum. Schneller gehts per Fahrrad zur Metro (Skarpnäck oder Bargamossen) und dann bis Gamla Stan.
Aland: Gröna Udden, Östernäsvägen, 22100 Mariehamn. 25 Euro. Fußläufig zum Zentrum von Mariehamn direkt am Wasser. Eigener Strand. Einige Stellplätze etwas abschüssig unter Birken und Kiefern. Großer Gemeinschaftsraum zum Kochen, Essen und Abwaschen. Rezeption mit kleinem Gastronomie- und Shop-Angebot. Fahrradverleih und Hütten zu mieten.

Turku: Ruissalo Camping, Saarontie 25, 20100 Turku. 25 Euro. Auf einer vorgelagerten Insel inmitten eines Naherholungsgebietes. Großer Platz mit asphaltierten Wohnmobilstellplätzen. Meiner war total schief. Rezeption mit kleinem Shop. Die Buslinie 8 fährt alle 30 min direkt ins Zentrum.
Uusikaupunki: Santtioranta Camping, Kalalokikuja 14, 23500 Uusikaupunki. 22 Euro. Am Ortsrand gelegener Platz direkt an einer Ostseebucht mit Schilf und kleinem Strand. Teils offene Wiese, teils unter Bäumen. Rezeption mit kleinem Shop und Café. Man kann Hütten mieten. Mit dem Fahrrad zehn Minuten bis zum Hafen und Zentrum von Uusikaupunki.
Parainen: Solliden Camping, Aurinkoranta 7, 21600 Parainen. 19 Euro. Auf der Insel Älön im finnischen Schärenmeer circa 25 Kilometer südlich von Turku. Ziemlich hügeliges Areal in einem Kiefernwald am Ostseeufer. Zum Wasser führt eine Treppe hinunter. Kleine Badestelle. Rezeption mit Shop und Café. Vermietung von Hütten.

Helsinki: Rastilas Camping, Karavaanikatu 4, 00980 Helsinki. 27 Euro. Im Stadteil Vuosaari am Rande Helsinkis direkt neben einem Wohngebiet. Großes Areal mit befestigten Wohnmobilstellplätzen. Rezeption von Juni bis August rund um die Uhr geöffnet. Kleiner Strand in der Nähe. Metrostation Rastilas direkt vor der Tür. Ebenso ein kleiner Supermarkt. Die Metro fährt alle zehn Minuten und benötigt 25 Minuten bis ins Zentrum.
Gastronomie-Tipps:
In den hier beschriebenen Lokalen habe ich selbst gespeist. Meine Empfehlungen richten sich nach meinen persönlichen Erfahrungen und meinem Geschmack.

Kopenhagen: von Fressen. Deutsche Biere, sehr gute Burger, Happy Hour für Cocktails. (Vesterbrogade 124 im Stadtteil Frederiksberg)
Aland (Mariehamn): Indigo. Sehr guter und preiswerter Mittagstisch. Abends edel und teurer. (Nygatan 1)
Albin Von der Terrasse hat man einen super Blick auf den Westhafen. Interessante und schmackhafte Pizza-Kreationen. (Sjöpromenaden)
Turku: Café Qwensel. Sehr guter und preiswerter Mittagstisch. Außenbereich in einem historischen Innenhof. Drinnen sehr individuell und kreativ gestaltet. (Läntinen Rantakatu 13)

Uusikaupunki: 1617. Große Sonnenterasse direkt am Hafen. Eher deftige Küche; Steaks, Burger, aber auch Pizza und Salate. (Aittaranta 6)
Helsinki: Treffi. Burger, Steaks, Salate und leckere Desserts. Große Auswahl an Biersorten. Sehr angenehme Atmosphäre und so gut wie keine Touristen. (Hiihtomäentie 14, direkt bei der Metro-Station Herttoniemi)
Fähren:
14 mal hat mich auf meiner Ostsee Rundreise eine Fähre transportiert. Die kürzeste Überfahrt dauerte fünf Minuten. Die längste 28 Stunden. Folgende Fährpassagen habe ich genommen:
Rostock – Gedser (Dänemark): Scandlines
Kapellskär (Schweden) – Mariehamn (Aland) und Mariehamn – Turku (Finnland): Viking Line.
Schärenringstraße: Finferries
Helsinki – Travemünde: Finnlines
Die Route von Schweden über die Aland-Inseln und weiter nach Finnland wird auch von den Reedereien Silja Line und Finnlines bedient. Bei den meist kostenlosen Fähren im finnischen Schärenmeer unbedingt vorher informieren, welche dieser Fähren nach einem festen Fahrplan verkehren.
Und hier kommen ein paar Bilder meiner Ostsee Rundreise








