Northern Lite

NORTHERN LITE – Live zum Erfolg

Das Trio aus Erfurt hat mit „Unisex“ sein drittes Album am Start und sich zu einem begehrten Live-Act im In- und Ausland entwickelt. Northern Lite Sänger Andreas Kubat beantwortete aus diesem Anlass meine Fragen. Leider nur per Email.

Nord bei Nordost: „Erst drei Jahre gar kein Album, jetzt das dritte innerhalb von drei Jahren. Wie kommt es zu diesem großen Output?“

Andreas Kubat: „Das hat sicher damit zu tun, dass wir uns in den letzten Jahren, gerade auch durch das viele Touren, selbst gefunden haben und wesentlich effektiver arbeiten können. Außerdem bieten die langen Reisen auch stets genügend Zeit, um nachzudenken, sich inspirieren zu lassen.“

Nord bei Nordost: „Welche Entwicklung haben Northern Lite seit dem ersten Album aus eurer Sicht genommen und was unterscheidet ‚Unisex‘ von den voran gegangenen Alben?“

Andreas: „Nun wir sehen ja tatsächlich erst „Reach The Sun“ als das eigentlich erste Album an. Erst da hatte sich unser Sound zum ersten Mal definiert. Die Anfänge bestanden ja eher aus 80er-beeinflustem Electro-Pop. Erst das Hinzunehmen der Gitarre hat uns aufgezeigt, wohin wir gehen können und wollen.“

Nord bei Nordost: „Gilt der Begriff ‚Neo Pop‘ für euren Sound noch?“

Andreas: „Der Begriff ist ja stets weit auslegbar gewesen und meinte im Grunde eine Verbindung von analoger und elektronischer Musik, von der Einbindung einer Songstruktur in dance-typische Muster. Aber für Schubladen und Kategorisierungen bekommen doch die Journalisten ihr Geld :-)“

Nord bei Nordost: „Ihr seid im Ausland sehr aktiv. Wie habt ihr euch diesen Bekanntheitsgrad dort erarbeitet?“

Andreas: „De facto zum größten Teil durch das Livespielen. Kann sein, dass es hier und da auch ein paar Radio-Sender gab, die unsere Sachen gespielt haben, aber erst das unablässige Touren, hat, glaube ich, den Erfolg gebracht.“

Nord bei Nordost: „Wo sind die Fans am verrücktesten?“

Andreas: „Überall. Na jedes Land hat schon seine Spezifik. Wer schon mal in Japan bei einem Event war, weiß wovon ich rede. Und in Spanien spielen wir auch immer sehr gerne, das macht auch stets viel Spaß.“

Nord bei Nordost: „In Deutschland habt ihr beim Meraluna-Festival als zweiter Act am frühen Mittag gespielt. Eine Woche später beim Populario-Festival ward ihr Headliner. Wie kommt so was?“

Andreas: „Das liegt ja sicher auch an der Art des Festivals. Das Populario hatte ja eine wesentlich elektronischere bzw. indie-mäßigere Ausrichtung und ist somit unserem langjährigen Publikum weitaus näher. Es überrascht uns ja immer wieder positiv, wie viele Leute auch aus der Gothic- bzw. Dark-Szene Northern Lite hören. Gleichwohl ist unsere Stellenwert in dieser Szene sicher noch ausbaufähig.“

Nord bei Nordost: „Habt ihr unterschiedliche Sets für die unterschiedlichen Festivals?“

Andreas: „Nicht vollständig, aber wir richten dass schon auf das Publikum ein wenig aus und können während des Sets variieren. Wichtiger ist aber eher, wie viel Auftrittszeit wir bekommen. Bei Festivals müssen wir teilweise eine recht harte Auswahl treffen.“

Nord bei Nordost: „Trotz eures Erfolges lebt ihr immer noch in Erfurt. Wie wichtig ist diese Basis für euch?“

Andreas: „Abgesehen davon, dass Erfurt eine wirklich schöne und angenehme Stadt ist, haben wir nicht nur unsere Freunde und Familie hier, sondern auch eine gewisse Ruhe und Unaufgeregtheit. Die Erfurter sehen vieles einfach lockerer und lassen auch nicht jeden vermeintlichen Trend unhinterfragt durchgehen.“

Nord bei Nordost: „Wie steht’s da eigentlich mit der Teilnahme für Thüringen am Bundesvision Song Contest von Stefan Raab? In Extremo hatten ja dieses Jahr den dritten Platz für euer Bundesland geholt…“

Andreas: „Wir sind tatsächlich dieses Jahr schon gefragt worden, ob wir spielen wollen – da allerdings der Thüringer Slot schon besetzt war, haben sie uns gefragt, ob wir nicht irgendwo noch eine verwandtschaftliche Beziehung zu Sachsen-Anhalt hätten. Nun, bei aller Liebe zu unserem Nachbarland, aber als gebürtiger Thüringer… Also, das ging dann doch nicht.“

Nord bei Nordost: „Das Visuelle ist wichtiger Bestandteil eurer Musik. Warum?“

Andreas: „War es ja schon von Anfang an. Wir haben das stets ganzheitlich gesehen, die Musik als Basis, zu der verschiedene visuelle Konzepte und Kreationen gebaut werden können. Das langjährige Kreativteam „18.Oktober“ weiß dies auch gut umzusetzen, sie produzieren ja mittlerweile auch unsere Videoclips.“

Nord bei Nordost: „Wie seid ihr auf die Idee zum Video zu ‚Cocaine‘ gekommen? Es sind ja Bilder aus dem Film ‚Der weiße Rausch‘ mit Leni Riefenstahl. Und deren Name sorgt ja in Deutschland immer noch für kontroverse Meinungen…“

Andreas: „Ja, Regie führte jedoch Arnold Frank, Leni Riefenstahl spielt eigentlich ein recht untergeordnete Rolle, wenngleich ihre eigenen Arbeiten zurecht kontroverse Meinungen hervorrufen. Nun, die Verbindung zwischen dem Namen der Droge und deren umgangssprachliche Bedeutung ist ja nun nicht wirklich subtil und lag somit auf der Hand. Interessant erschien uns jedoch, dass es vom ästhetischen Standpunkt nicht so aussieht als würden wir alte Filmaufnahmen in einen modernen Kontext setzen, sondern eher das man fast den Eindruck gewinnt, das es sich um moderne Filmszenen handelt, die im Nachhinein mit einer schwarz-weiß-Technik auf alt getrimmt wurden. Was nichts anderes heißt, das auch manche Filme eine gewisse Zeitlosigkeit gewinnen.“

Nord bei Nordost: „Northern Lite haben sich ja auch schon immer das Internet als Plattform für ihre Musik zu nutze gemacht. Jetzt gab es kürzlich die Meldung, dass Warner ab 2007 Musik nur noch auf DVD veröffentlichen will. Wie seht ihr das?“

Andreas: „Die Musikindustrie versucht ja schon seit einiger Zeit den einbrechenden CD-Umsatz zu kompensieren. Ob das mit der DVD ein Ausweg ist, bleibt sicher abzuwarten.“

Nord bei Nordost: „Und wo seht ihr die Zukunft des Musikgeschäfts. In Downloadshops wie ‚i-tunes‘ oder ‚musicload‘? In Communities wie ‚youtube‘ oder ‚myspace‘. Oder ganz woanders?“

Andreas: „Überall. Die Möglichkeiten zum konsumieren sind mittlerweile so vielfältig, dass es schwierig sein wird zu DEM Format zu avancieren. Die Leute suchen sich selbst aus, wo sie die Musik herbekommen. Als Label stehst du da freilich vor der schwierigen Aufgabe all diese Formate zu bedienen. Was das Ganze aber auch sicher interessant macht.“

Künstlerwebseite

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CD-Kritik „Unisex“

Interview: „Wir wollen gefunden werden“

CD-Kritik „Reach The Sun“

Northern Lite (Foto: 1st Decade Records)

Autor: Lars Schmidt

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