
MILÙ: Lieder als extrovertierter Ausdruck der Sehnsucht nach Stille
Ende Januar 2008 ist das zweite Album von Milù erschienen. Anlässlich der Plattenveröffentlichung stellte Nord bei Nordost Anke Hachfeld, Frau hinter Milù und der ehemaligen Mila-Mar-Sängerin, einige Fragen.
Nord bei Nordost: Was hat dich bei der Entstehung der Stücke für Album Nummer zwei musikalisch wie textlich inspiriert?
Anke Hachfeld: Vor der Albumproduktion bin ich in den Norden Norwegens gereist, auf der Suche nach meiner Eigenart. Inspiriert hat mich dort die Stille. Die Nächte in Norwegen haben „longing speaks with many tongues“ hörbar gemacht. Ich besinge mein Leben, das ist mein roter Faden. Die Texte zum Album sind gemäß ihrer Entstehung Momentaufnahmen, zwischen zwei Uhr nachts und sieben Uhr morgens, keine reflektorische Aufarbeitung, sondern Intuition.
Nord bei Nordost: Wie viel am Album hast du selbst gemacht?
Anke Hachfeld: „longing speaks with many tongues“ ist ein hörbarer Teil meines Lebens. Sowohl die Artworkgestaltung, mit einer Reihe von Selbstportraits, als auch das Video „warm“ sind neben den zehn Albumliedern eine Auseinandersetzung mit meinem Leben. Dank gebührt denen, die meine Arbeit, meine Ideen unterstützen und mich immer wieder tatkräftig und freundschaftlich begleiten.
Nord bei Nordost: Deine Lieder wirken recht introvertiert. Warum? Und bist du auch außerhalb der Musik ein eher introvertierter Typ?
Anke: Ich habe nicht den Eindruck, dass meine Lieder introvertierter Natur sind. Im Gegenteil, sie sind ein extrovertierter Ausdruck meiner Sehnsucht nach Stille, mehr dem Unterbewusstsein zugewandt als dem Wachzustand.
Nord bei Nordost: Gab es Probleme oder Schwierigkeiten während des Entstehungsprozesses der Platte?
Anke Hachfeld: Unbedingt und frei gewählt. Während der Auszeit in Norwegen habe ich mich grundsätzlichen Fragen gestellt: Was macht mich als Künstlerin aus und was will ich den Menschen mitteilen? In der folgenden Auseinandersetzung habe ich viele alte Bilder und Illusionen zerstört. Ich wollte möglichst leer sein, so als hätte ich noch nie in meinem Leben Musik gemacht. Ein weißes Blatt Papier, ein Annährungsversuch, der u. a. dazu geführt hat, mich wieder mehr auf meine Vokalsprache zu beziehen.
Nord bei Nordost: Für wen machst du Musik – sprich: Hast du einen bestimmten Hörertyp vor Augen?
Anke Hachfeld: Wenn ich mir während der Entstehung meiner Musik Gedanken darüber machen würde, welche Art von Menschen meine Musik mögen könnten, dann hätte ich meinen kreativen Zugang direkt verloren und könnte Versicherungen verkaufen. Ich folge meiner Intuition und freue mich, wenn Menschen meine Musik mögen, wenn sie zu ihnen spricht.
Nord bei Nordost: Gibt es noch irgendeine Verbindung zu den Mila-Mar-Tagen?
Anke Hachfeld: Mila Mar war meine Band und ist ein wichtiger Bestandteil meiner musikalischen Vergangenheit. Ohne Mila Mar wäre ich nicht Milù.
Nord bei Nordost: Ist das Thema Band eigentlich generell aus deinem Blickfeld verschwunden?
Anke Hachfeld: Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen. Meine Mitmusiker Dirk Riegner (Piano), Gomez (Gitarre & Bass) und Lars Watermann (Schlagzeug & Perkussion) sind meine Band. Genauso wie Britta Hüning, mit der ich all meine Artworkentwürfe gestalte. Sie alle sind ein unabdingbarer und vor allem lebendiger Teil von Milù.
Nord bei Nordost: Welche Rolle spielen Internet-Angebote wie ‚my space‘ und ‚youtube‘ für Milù?
Anke Hachfeld: Das Internet bietet mir die Möglichkeit, meine Kunst zu zeigen, sie global zu verbreiten, siehe www.milu-cat.com oder www.myspace.com/milucat. Ich freue mich über die derzeitigen Möglichkeiten und hoffe, dass die jungfräulichen Anfangsgedanken der Macher nicht vollends dem Kommerz zum Opfer fallen.
Nord bei Nordost: Was ist dir wichtig, wenn du live auftrittst?
Anke Hachfeld: Die Konzerte zum Album „longing speaks with many tongues“ sollen für die Zuhörer ein sinnliches und hoffentlich exzessives Erlebnis sein.
Nord bei Nordost: Was sind deine Pläne für 2008?
Anke Hachfeld: Ich gehe weiter, vorsätzlich und ganz sicher in eine unbestimmte Zeit.
Ein Hoch auf das Leben.
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CD-Kritik „Longing Speaks With Many Tongues“ auf Nord bei Nordost
Anke Hachfeld ist Milù (Foto: PR)
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