
Rund um den Geiseltalsee: An Saale, Unstrut und im Mansfelder Land
Wie würdet ihr reagieren, wenn ich euch vorschlage, mal im Süden Sachsen-Anhalts rund um den Geiseltalsee auf Entdeckungstour zu gehen? Vermutlich abwinken. Dabei lohnt es sich, die Region westlich und südwestlich von Halle an der Saale zu besuchen. Sie ist reich an Geschichte, Kultur und Natur. Nord bei Nordost war dort und gibt euch Tipps.

Weinberge an der Unstrut
Die Ecke um den Geiseltalsee im südlichsten Zipfel von Sachsen-Anhalt zwischen Unstrut und Saale hat kulturgeschichtlich einiges zu bieten. Vor rund 7000 Jahren errichten Menschen bei Goseck das erste Sonnenobservatorium der Welt. Vor etwa 3600 Jahren entsteht hier die Himmelsscheibe von Nebra. Die älteste bekannte Darstellung des Himmels.
Im 10. Jahrhundert gehört die Region zum Kerngebiet des entstehenden deutschen Reiches. Seit dieser Zeit wird an der Unstrut Wein angebaut.
Die Pfalz Memleben ist für Könige und Kaiser ein beliebter Aufenthaltsort. Später bauen kleine regionale Fürstenhäuser Städte wie Merseburg und Weißenfels zu prachtvollen Residenzen aus, bevor die Industrialisierung weite Teile der Region in Braunkohletagebaue verwandelt. Gefolgt von der chemischen Industrie.
Heute setzt man hier auf Tradition und Tourismus. Die Straße der Romanik verbindet die historischen Kulturdenkmäler aus der Zeit des Hochmittelalters. An der Weinstraße Saale-Unstrut reihen sich Winzereien und alte Weinberge aneinander. Außerdem liegt die Region mitten in der Mitte Deutschlands. Von Hamburg sind es 390, von München 413, von Köln 456, von Frankfurt/M. 380 und von Berlin nur 211 Kilometer.
Doch was gibt es im Gebiet zwischen Halle/Saale im Nordosten, Eisleben im Nordwesten und Naumburg im Süden zu sehen?
Geiseltalsee

Blick von der Marina Mücheln über den Geiseltalsee.
Ich wähle als Ausgangsort meiner Erkunden den Geiseltalsee. Deutschlands größter künstlicher See (19 m², so groß wie die Insel Langeoog, bis zu 80 Meter tief) existiert erst seit 2011. Da war die Flutung des ehemaligen Braunkohletagebaulochs mit Saalewasser abgeschlossen. Seitdem werden der See und die Orte um ihn herum zunehmend touristisch erschlossen. In Mücheln und Braunsbedra am Südufer gibt es bereits Promenaden, Marinas und Seebrücken. Im Müchelner Ortsteil Stöbnitz sind ein Strand und ein Campingplatz entstanden. Eine Ausstellung in der Pfännerhall bei Braunsbedra zeigt die Geschichte des Sees und des Reviers. Infoseite des Sees
Halle an der Saale

Blick von der Burg Giebichenstein auf die Saale in Halle.
Für große und kleine Naschkatzen ein Muss: Das Halloren Schokoladenmuseum in Deutschlands ältester Schokoladenfabrik. Werktags kann man der Produktion zuschauen. Es gibt Verkostungen und einen riesigen Werksverkauf. halloren.de
Die Altstadt mit dem Marktplatz, der Marienkirche, dem Händel-Denkmal und dem Roten Turm anschauen. Fußläufig entfernt gelangt man zum Dom und zur Moritzbastei.
Etwas weiter Saaleabwärts steht die romantische Ruine von Burg Giebichenstein, von wo aus man einen schönen Blick über die Stadt und die Saale hat. halle.de
Lutherstadt Eisleben
Geburts- und Sterbeort Martin Luthers. Die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg zählen seit 1996 zum UNESCO-Welterbe. Hier stehen Geburts- und Sterbehaus des Reformators. Das Städtchen glänzt mit seinem restaurierten Gebäudeensemble rund um den Marktplatz. eisleben.eu
Querfurt
Eine der größten und am besten erhaltenen Burganlagen Deutschlands – etwa siebenmal so groß wie die Wartburg – dominiert die Stadt. Ihre Ursprünge reichen ins 9. Jahrhundert zurück. In letzter Zeit dienen die imposanten Gemäuer immer häufiger Filmen als Kulisse. Hier werden Märchenfilme gedreht, aber auch Literaturverfilmungen wie „Die Päpstin“ oder „Der Medicus“. Wechselnde Ausstellungen berichten davon. burg-querfurt.de
Freyburg

Schloss Neuenburg bei Freyburg.
Weniger die kleine Stadt, als vielmehr das Schloss Neuenburg zieht die Besucher an. Hoch über der Unstrut auf einem Weinberg gelegen, war es einst die größte Burg der Thüringer Landgrafen und wurde 1090 erbaut. schloss-neuenburg.de
In der Stadt lohnt die Besichtigung der Rotkäppchen Sektkellerei – natürlich mit Verkostung und Werksverkauf. Hier steht das größte Cuvéefass Deutschlands. Es fasst 120.000 Liter, ist aber seit Langem leer. Von Frühling bis Herbst gibt es im Lichthof der Fabrik Konzerte. rotkaeppchen-sektkellerei.de
In der Umgebung locken Weinberge und Winzereien.
Memleben
Nachdem Kaiser Otto der Große 973 in der Pfalz zu Memleben verstorben war, gründete sein Sohn Kaiser Otto II. das Kloster Memleben. 979 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Dort kann man heute auf den Spuren der Ottonen und der Benediktinermönche wandeln. Die einstige Kaiserpfalz existiert nicht mehr. kloster-memleben.de
Nebra

Die Himmelsscheibe von Nebra
Es ist ein wahrer Krimi: 1999 fanden Raubgräber die Himmelscheibe, hielten sie aber für den Teil eines Schildes. Zusammen mit anderen Fundstücken verkauften sie sie für 31.000 DM. Ein Weiterverkauf für eine Million DM scheiterte, weil bekannt wurde, dass der Bodenfund laut Denkmalschutzgesetz rechtmäßig dem Land Sachsen-Anhalt gehört. Dennoch wechselte die Scheibe noch mehrmals den Besitzer. Wenn auch für weniger Geld. 2002 gelang es den Behörden in Sachsen-Anhalt einen Deal einzufädeln. Der Landesarchäologe traf sich als vermeintlicher Kaufinteressent mit den Hehlern in Basel. Dort griff die Polizei zu und stellte die Himmelsscheibe sicher. Auch die Raubgräber wurden gefasst und verurteilt.
Während die Himmelsscheibe im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle liegt, kann man in Nebra den Fundort und das moderne Ausstellungszentrum besuchen. Dort erfährt man alles Wissenswerte rund um die 3600 Jahre alte Scheibe – die älteste bekannte Darstellung des Himmels. Und man kommt echt ins Staunen, ob des Wissens unserer Vorfahren. Höhepunkt ist das Planetarium, in dem die astronomischen Grundlagen und Zusammenhänge der Darstellungen auf der Himmelsscheibe erklärt werden. himmelsscheibe-erleben.de
Naumburg

Naumburger Dom
Diese Stadt und ihren berühmtesten Promi kennt man immerhin schon aus dem Kreuzworträtsel. Naumburger Domfigur mit drei Buchstaben: Uta. Der Naumburger Dom ist weltberühmt und das Wahrzeichen der Stadt. Hier fließt die Unstrut in die Saale. Insgesamt sind es zwölf Stifterfiguren, die das Gotteshaus schmücken. Sehenswert ist auch der Domgarten. naumburger-dom.de
Goseck
Das 1000-Einwohner-Örtchen hat gleich zwei Sehenswürdigkeiten zu bieten. Da ist das Schloss Goseck, eine frühere Burg, deren Ursprünge ins 9. Jahrhundert reichen. Später wurde es zum Kloster, dann zum Rittergut und seither wird es Schloss genannt. schlossgoseck.de
Und dann ist da noch das 1991 entdeckte Sonnenobservatorium. Es ist rund 7000 Jahre alt und gilt als ältestes seiner Art auf der Welt. Die Kreisgrabenanlage auf einem Plateau über dem Saaletal diente mit großer Wahrscheinlichkeit der Bestimmung der Wintersonnenwende. Denn die beiden südlichen Tore und Zugangswege sind auf den Sonnenauf- und untergang zur Wintersonnenwende um 4800 v. Chr. ausgerichtet. 2005 wurde die Anlage rekonstruiert und für Besucher zugänglich gemacht. sonnenobservatorium-goseck.info
Rudelsburg und Burg Saaleck

Die Rudelsburg bei Bad Kösen.
Zwei der bekanntesten Burgruinen an der Saale stehen bei Bad Kösen in Sichtweite zueinander. Beide stammen aus dem 12. Jahrhundert und punkten mit wunderschönen Blicken über das Saaletal. rudelsburg.com, burg-saaleck.info
Weißenfels
Das Barockschloss Neu Augustusburg war von 1694 bis 1746 Residenz der Herzöge von Sachsen-Weißenfels. Die Schlossanlage ist eine der größten der Region. Heute beherbergt es ein Schuhmuseum und Ausstellungen zur Stadtgeschichte. museum-weissenfels.de
Für Poeten und Romantiker empfiehlt sich ein Besuch des Hauses in dem Novalis mit nur 29 Jahren starb. Sein Grab befindet sich im Stadtpark. novalis-weissenfels.de
Merseburg

Schloss Merseburg
Das Ensemble aus Dom und Schloss zählt zu den Höhepunkten der Straße der Romanik. Die im Domschatz präsentierten Kunstwerke, darunter die berühmten Merseburger Zaubersprüche, sind von großer kulturgeschichtlicher Bedeutung. Der Dom ist übrigens der vierte Flügel von Schloss Merseburg und das wiederum zählt zu den bedeutendsten Renaissanceschlössern Mitteldeutschlands. In ihm ist heute das Kulturhistorische Museum beheimatet, welches die Geschichte der ehemaligen Bischofsstadt erzählt. merseburger-dom.de
Wettin

Blick von der Saale-Fähre auf die Burg Wettin.
Wer die Saale noch ein Stückchen Richtung Norden fahren möchte, dem empfehle ich einen Abstecher nach Wettin. Dort thront die gleichnamige Burg, Stammburg des Geschlechts der Wettiner über dem Fluss. Die Wettiner sind eines der ältesten urkundlich nachgewiesenen Geschlechter des deutschen und europäischen Adels. Die Burg beherbergt heute ein Gymnasium mit Internat. Wer den Fluss überqueren möchte, kann das in Wettin per Fähre. Eine Brücke gibt es erst wieder in Halle (20 km südlich) oder in Könnern (12 km nördlich).
Nach so viel Kultur und Geschichte – wo kann ich chillen und einfach nur die Seele baumeln lassen?
Süßer See

Seeburg am Süßen See
Der zwischen Halle und Eisleben gelegene See bietet alles, was Erholungssuchende wollen. Man kann baden, angeln, oder sich ein Boot ausleihen. Ein Radweg führt um den Süßen See herum. Das Ufer wird zum Teil von Obstplantagen und Weinhängen begrenzt. Am Nordufer gibt es einen Campingplatz und der Ort Seeburg lockt mit einer Promenade und dem Schloss Seeburg (Artikelfoto). Das Wasser ist allerdings nicht süß sondern salzig, weil der See durch die natürliche Auslaugung von Steinsalz im Untergrund und das Einbrechen des darüber liegenden Deckgebirges entstanden ist. Und auch der oben bereits beschriebene Geiseltalsee bietet jede Menge Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.
Tipps zur Unterbringung:
Für Camper und Wohnmobilisten kann ich aus eigener Erfahrung die Campingplätze An der Rudelsburg in Bad Kösen und den Campingplatz Seeburg am Süßen See empfehlen. Bei meinem letzten Besuch hatte ich eine Ferienwohnung in Mücheln am Geiseltalsee gemietet. Der Geiseltalsee ist innerhalb der beschriebenen Sehenswürdigkeiten sehr zentral gelegen, so dass man von dort kurze Tagestouren unternehmen kann.
Noch mehr Infos hat der Tourismusverband der Region: saale-unstrut-tourismus.de
Das Artikelbild zeigt Seeburg am Süßen See.
Überblick über die Saale-Unstrut-Mansfelder-Land-Region

Zwischen Eisleben, Halle und Naumburg liegt das Dreieck Saale, Unstrut, Mansfelder Land mit dem Geiseltalsee.
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