MELOTRON – Cliché

Will man deutschsprachigen Synthiepop definieren, so genügt eigentlich ein Name: Melotron. Es gibt nicht viele Bands, die hierzulande den Sound jener Musikrichtung über Jahre derart mitgeprägt haben. Und es gibt ebenso wenige Bands, die unbeeindruckt von Trends an ihrem mit der ersten Veröffentlichung kreierten Stil festgehalten haben.
Mit „Cliché“ untermauern Melotron ihren Status erneut. Klar, Klischees lassen sich sowohl in Musik als auch Text finden. Gerade die Lyrics spalten die Nation: Für die einen sind sie Banalität pur, für andere gelungene Poesie. Diesen Widerspruch wird auch die neue Scheibe definitiv nicht beseitigen. Doch das alles kümmert die drei Neubrandenburger schon lange nicht mehr. Zu erfolgreich sind sie inzwischen – und das weltweit von Moskau bis Washington, von Buenos Aires bis Tel Aviv.
Wer in diesem Jahr auf Festivals unterwegs war, wird zumindest das Rio-Reiser-Cover „Menschenfresser“ bereits kennen. Damit wurde nämlich – fast ein wenig aufdringlich – für das neue Album geworben. Die leicht sarkastische Attitüde des Stückes kommt auch bei Melotron gut rüber.
Ansonsten überwiegen die soften, eingängigen Melodien. Ausnahmen gibt es auch, etwa das aggressivere „Propaganda“. Oder „Lebenslauf“ mit seinen schnellen Rhythmen. Bitte mehr davon.
Andy Krügers Stimme schlängelt sich als roter Faden durch die Platte. Sie fehlt nur im letzten Song „Sandström“, einem Instrumental mit gar epischem Touch. Auch auf dem aktuellen Album wurden wieder weibliche Vocals integriert – ein schöner Kontrast zu Andys Gesang.
Melotron definieren mit „Cliché“ den deutschsprachigen Elektropop nicht neu, bleiben aber die Definition deutschsprachigen Elektropops.

Label: Synthetic Symphony / SPV
VÖ: 27.06.05

Autor: Stefan Bast

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.