
DEINE LAKAIEN – April Skies
Mal Regen und Sturm, dann wieder Sonne und milde Temperaturen, manchmal gar Schnee und Hagel – so sieht hierzulande traditionell die April-Wetterlage aus. Der Himmel des launischen Monats ist das perfekte Sinnbild für das achte Album von Deine Lakaien. Nach den „Weißen Lügen“ vor drei Jahren, einem insgesamt sehr ruhigen, introvertierten Output, erwartet den Hörer auf „April Skies“ genau das Gegenteil, nämlich Abwechslung pur.
Die neue Platte bietet all das, was die Zwei-Mann-Combo seit nunmehr zwanzig Jahren kultiviert hat: Gotisches, Waviges, Rockiges, Elektronisches, Klassisches, Folkiges… Die Reihe der Aufzählungen ließe sich noch eine Weile fortführen.
Als Ernst Horn 1985 über eine Kleinanzeige einen experimentierfreudigen Sänger suchte und mit Alexander Veljanov auch fand, hätte wohl niemand die Prognose gewagt, dass Deine Lakaien einmal die Top 10 der Media Control Albumcharts entern würden. So geschehen 1999 mit „Kasmodiah“ und 2002 mit dem bereits erwähnten „White Lies“. Auch bei „April Skies“ stehen die Chancen auf einen Charts-Einstieg nicht schlecht. Damit würde das Duo einmal mehr positiv auffallen zwischen den Casting-Bands, Britney Spears und Co. Manchmal ist Melancholie einfach die bessere Wahl. Oder wie es Alexander Veljanov formuliert: „Melancholie ist die gesunde Schwester der Depression.“
Die neue Lakaien-Scheibe zeigt deutlicher als je zuvor, was das Erfolgsrezept der Band ist. Neben der wirklich einzigartigen Gänsehaut-Stimme Veljanovs und den Fähigkeiten des Tausendsassas Horn ist es vor allem die unermüdliche Suche nach neuen Wegen, um die konventionellen Genre- und Kulturgrenzen zu sprengen.
Schon der Albumauftakt ist versprechend: Das – auch dank der weiblichen Backing Vocals – hypnotische „Over And Done“ (die erste Singleauskopplung) überrascht nicht nur mit bedrohlichen Violinenklängen, sondern hat auch absolutes Hitpotential. Überhaupt: Violinen- und Gitarrensounds durchziehen die gesamte Platte. Auffälligste Auswirkung der intensiven Zusammenarbeit mit den Live-Musikern der letzten Tour. Aber es geht auch electropoppig („Secret Hideaway“) oder chansonhaft-französisch („Vivre“). Richtig rockig wird’s dagegen bei „Midnight Sun“ und richtig hymnisch und ergreifend beim Albumausklang „Dialectic“. So besitzt jedes einzelne Stück seine ganz besondere Charakteristik und die gesamte Platte damit so viele stilistische Wendungen wie kaum ein Lakaien-Album zuvor. Wenn sich der April anfühlen würde wie „April Skies“ – er wäre der Lieblingsmonat für Viele.
Label: Capitol / EMI
VÖ: 14.03.05
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