Höga C, Fjärsund, Aland Inseln

Die Aland Inseln: Entdeckung einer neuen Welt

Drei Tage wollte ich auf den Aland-Inseln bleiben. Als Zwischenstation auf einer kleinen Ostsee-Rundreise mit dem Camper. Es wurde eine Woche daraus. Der Ostsee-Archipel zwischen Schweden und Finnland eroberte mein reisend Herz im Sturm.

Zum Glücklichsein braucht es ja meistens nicht viel. In meinem Fall reichten auf dieser Reise im Sonnenlicht glitzernde Wellen, die unter einem strahlend blauen Himmel an die von rötlichem Granit gesäumten Uferlinien Alands plätscherten. Ab und zu durchbrach die Bugwelle eines Bootes das gleichmäßige Wogen des Ostseewassers. Eine Möwe schrie. In den Bäumen rauschte leise der Wind.

Umdenken auf Aland

Entspannt auf Aland

Angekommen: Entspannt auf Aland.

Als mich dieses Gefühl des Glückes, der vollkommenen Entspannung und inneren Ruhe überkam, hatte ich den langen Weg von Frankfurt über die Fähre Rostock – Gedser, sowie Kopenhagen und Stockholm hinter mir. Nach drei Tagen Aland sollte es zurück aufs schwedische Festland und weiter in den Norden gehen. Dann mit dem Schiff von Umea nach Finnland und die finnische Ostseeküste nach Helsinki runter. Das war der Plan. Doch Aland mit seiner Ruhe und Gelassenheit, seiner Natur, der stets präsenten Ostsee und seinen freundlichen und hilfsbereiten Menschen machte mir die Entscheidung, meine Pläne über den Haufen zu werfen, nicht schwer.

Viele Inseln, wenig Menschen

Bomarsund, Aland Inseln

Die Brücke über den Bomarsund verbindet Alands Hauptinsel mit der Insel Prästö.

6757 Inseln bilden den Schären-Archipel. 60 davon sind bewohnt. 90 Prozent der rund 29.000 Insulaner leben auf der Hauptinsel Fasta Aland. Sie ist mit 1010 km² etwas größer als Rügen, aber deutlich dünner besiedelt. Viel Platz also für Erholungssuchende, Naturliebhaber und Wasserratten. Und jetzt – ich war in den Tagen vor Mittsommer auf Aland – hat man viel Zeit für seine Lieblingsbeschäftigungen. Denn die Tage sind lang. Erst um 23 Uhr geht die Sonne unter. Richtig dunkel wird es danach aber auch nicht. Es ist die Zeit der weißen Nächte, die hier für magisches Licht sorgen.

Mariehamn

Westhafen von Mariehamn mit "Pommern".tergrund die "Pommern".

Blick auf den Anleger für Yachten im Westhafen von Mariehamn.

Ausgangspunkt für meine Inselerkundungen ist der Campingplatz Gröna Udden. Gelegen am Rande des Zentrums der Inselhauptstadt Mariehamn im Süden Fasta Alands. Auf einer Landzunge zwischen zwei Ostseefjorden ist in Mariehamn, wie auf dem ganzen Archipel, Wasser das zentrale Element. Man lebt hier von und mit dem Meer. Auf Aland mit seiner wie vom Wind wild zerzausten und zerklüfteten Küstenlinie ist es nie weit weg. Knapp einen Kilometer beträgt die Entfernung in Mariehamn vom Osthafen mit seinen Segelbooten und Yachten zum Westhafen mit dem modernen Fährterminal.

"Pommern", Mariehamn, Aland

Die „Pommern“ ist das Wahrzeichen Mariehamns.

Hier schlägt Alands Lebensader. Verbinden Kreuzfahrtschiffen ähnelnde Fähren die Insel mit Schweden, Finnland und Estland. Und auch eines der Inselwahrzeichen liegt hier vor Anker: die Viermastbark „Pommern“. Der 1903 gebaute Segler imponiert mit seinen 106 Metern Länge und dem 48 Meter hohen Großmast. Es ist weltweit das einzige im Originalzustand erhaltene Schiff seiner Art und heute ein Museum. Leider war es bei meinem Besuch wegen Restaurierungsarbeiten nicht zu besichtigen.

Aland-Inseln

Werbung für ein Geschäft in der Fußgängerzone in Mariehamn.

Den Weg zwischen Mariehamns Häfen legt man am besten auf der Norra Esplanadgatan zurück. Einer schattigen Lindenallee, gesäumt von prächtigen Holzvillen. An ihrem östlichen Ende schließen sich Marktplatz und die kleine Einkaufsmeile an. Es gibt mehrere Museen, sowie viele Kneipen, Cafés und Restaurants. In der 11.000 Einwohner zählenden Stadt lässt sich alles bequem zu Fuß erreichen. Fahrradfreundlich ist sie außerdem.

Versteckte Buchten, kleine Strände, einsame Bootsstege

Marsund Aland

Camperpause am Marsund zwischen Mariehamn und Eckerö.

Von Mariehamn aus starte ich zu Entdeckungstouren auf Alands Hauptinsel. Ohne Hast lasse ich mich über das Eiland treiben. An das gedrosselte Tempo hier habe ich mich schnell gewöhnt. Immer wieder biege ich von den Hauptstraßen ab. Ohne Navi und ohne vorher auf die Karte geschaut zu haben. Ortsnamen dienen hier eh nur der groben Orientierung. Geschlossene Ortschaften gibt es kaum. Verstreut liegen einzelne Höfe oder kleinere Ansammlungen von Häusern entlang der Strecke. Im typischen Ochsenblutrot gestrichen blitzen sie leuchtend inmitten satt grüner Wiesen oder vor dem Blau des Meeres. Oft weisen nur ein paar Briefkästen am Straßenrand darauf hin, dass irgendwo hier, versteckt hinter Birken, Eichen und Kiefern, noch Menschen wohnen.

Aländisches Idyll

Aländisches Idyll: Granitfelsen, grüne Wiesen, rote Häuschen, blaues Meer und blauer Himmel.

So durchstreife ich die Inselgemeinden Eckerö, Geta, Finström, Saltvik und Sund. Verfahren kann ich mich ja nicht. Ich bin auf einer Insel. Irgendwann stoße ich ans Wasser. Und dann drehe ich eben um. Natürlich nicht, ohne vorher auszusteigen und die Idylle zu genießen. Mich ans Ufer zu setzen. Die Seele baumeln zu lassen. Auf diese Art entdecke ich immer wieder die herrlichsten Plätze. Versteckte Buchten, kleine Strände, einsame Bootsstege.

Auf dem Weg in den Süden nach Järsö und auf der Strecke über die Insel Vardö nach Östra Simskäla befahre ich zwei der landschaftlich reizvollsten Straßen, die ich je sah. Brücken und elegant geschwungene Dämme aus dem für Aland typischen roten Granit – Rapakivi genannt – verbinden Inseln und Inselchen (siehe Video am Ende des Artikels). Wo es keine feste Verbindung gibt, pendelt eine kostenlose Fähre.

Wechselvolle Geschichte

Höga C, Fjärsund, Aland Inseln

Blick vom Aussichtsturm Höga C auf den Fjärsund.

Ich erklimme die 120 Stufen des Aussichtsturms Höga C am Fjärsund, von dem man einen weiten Blick über das Eiland hat. Entdecke die alte Feldsteinkirche von Saltvik. Ich schaue mir das Freilichtmuseum Jan Karlsgarden an, dass das harte Leben von Alands Landbevölkerung der vergangenen Jahrhunderte dokumentiert. Natürlich gehören auch Alands einzige mittelalterliche Burg Kastelholm und die Festungsruine Bomarsund zum Programm. Beides Zeugen der wechselvollen Geschichte der Inselgruppe. Erst schwedisch, dann russisch, heute finnisch – aber weitgehend autonom, demilitarisiert und unter Selbstverwaltung stehend. Amtssprache ist Schwedisch.

Bomarsund, Aland

Reste der russischen Festung Bomarsund.

Sich dieser besonderen politischen Situation bewusst, pflegen die Aländer ihre an Traditionen reiche Kultur und zeigen ihren Stolz und ihr Selbstbewusstsein mit einer eigenen Flagge, einer eigener Hymne, eigenen Autokennzeichen und einer eigenen Internetdomain. Gleichzeitig lernte ich die Insulaner als weltoffen und tolerant kennen. Keine Spur von der angeblich nordischen Sturheit und Verschlossenheit. Ich fühlte mich stets willkommen, ja wie zu Hause.

Ohne zu wissen was mich auf Aland erwartet, fand ich dort wonach ich auf meiner Reise suchte. Einen wunderschönen, ruhigen und friedlichen Ort fern der Hektik der Welt und doch so nah – nämlich mitten in der Ostsee. Es war für mich die Entdeckung einer neuen Welt.

Ostsee-Rundreise von Nord bei Nordost: Von Kopenhagen bis Helsinki – die Fotogalerie

Tipps für den Aland-Besuch

Alle wichtigen Informationen liefert Alands Tourismus-Büro. Auch auf Deutsch: visitaland.com

Anreise:

Hafen von Mariehamn

„Fährballett“ im Hafen von Mariehamn (Aland-Inseln).

Es gibt mehrere Fährverbindungen (Viking Line, Eckerö Linjen, Tallink Silja, Finnlines) von Schweden (Stockholm, Kapellskär, Grisslehamn), Finnland (Nantaali, Turku, Helsinki) oder Estland (Tallinn) nach Mariehamn, Eckerö oder Langnäs auf Aland.

Je nachdem mit welcher Fähre man fährt, kann das schon zum Erlebnis werden. Tagestouren von Schweden oder Finnland nach Aland sind bei Schweden und Finnen wegen günstiger Tickets und des zollfreien Einkaufs an Bord sehr beliebt und werden von vielen zum ausgiebigen Feiern genutzt. Familienfeiern, Junggesellenabscheide usw. werden auf den Schiffen abgehalten, die über mehrere Shops, Restaurants, Bars und jede Menge Spielautomaten verfügen. Es gibt Live-Musik, Karaoke-Partys usw.

Aktivitäten vor Ort:

Aland ist ein Paradies für Wassersportler und Angler. Außerdem sind die Inseln bei Radtouristen sehr beliebt. Es gibt viele Strände, die schönsten in Degersand, und wie schon geschrieben, ausreichend Natur, Ruhe und Einsamkeit für Erholungssuchende.

Campingplätze:

Ostsee Rundreise: Aland Inseln

Camper-Idyll auf Aland. Wie in ganz Skandinavien gilt auch hier das „Jedermannsrecht“. Vorausgesetzt, man hält sich an die Regeln.

Gröna Udden (Mariehamn), Käringsund, Degersund (Eckerö), Sandösund (Vardö). Für einen Wohnmobilstellplatz mit Strom habe ich im Juni in Gröna Udden 25 Euro pro Nacht bezahlt. Das kann zur Hauptferienzeit teurer werden. Der Platz liegt sehr schön am Wasser mit eigenem Strand. Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad – man ist in wenigen Minuten direkt in der Ortsmitte von Mariehamn.

Restaurants:

Ich kann aus eigener Erfahrung zwei Lokale empfehlen. In Mariehamn das „Indigo“ in der Nygatan und das „Albin“ am Westhafen (Sjöpromenaden) mit tollem Blick sowohl auf die „Pommern“ als auch auf das Fährterminal, was immer dann spannend ist, wenn mittags und abends gleichzeitig zwei bis drei der riesigen Fähren in den Hafen einlaufen.

Sehenswürdigkeiten:

Kastelholm Slot

Kastelholm Slot

Die „Pommern“ in Mariehamn, Kastelholm Slot, Bomarsund, Aussichtsturm Höga C (alle an der Inselhauptstraße Nr. 2, Kastelholm etwas abseits aber gut ausgeschildert, Höga C direkt auf einem Felsen über der Straße).

Weitere Infos:

Auf Aland ticken die Uhren anders. Es gilt MEZ + 1, also die Uhren eine Stunde vorstellen. Da Aland zu Finnland gehört, wird dort wie bei uns mit dem Euro bezahlt. Die Preise in den Restaurants und Supermärkten liegen teils recht deutlich über den in Deutschland üblichen. Vieles muss per Schiff auf die Inseln gebracht werden, was sich in den Preisen niederschlägt. Aber auch einheimische Produkte – etwa aländische Kartoffeln, Äpfel oder Erdbeeren sind teuer. Mittags bieten die Restaurants spezielle Lunch-Angebote. Ein Essen kostet dann so um die zehn, zwölf Euro.

Lest auch meinen anderen Aland Artikel mit noch ausführlicheren ReiseTipps.

Schaut euch hier mein Video über Aland an:

 

Autor: Lars Schmidt

KOMMENTARE

Martin Buhrow

Toll Lars!
Ich hoffe auf weitere Geschichten!
👍

nordicfamily

Schöne Bilder einer Welt, die wir diesen Sommer auch erlebt haben… #schwelginerinnerung

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